Samstag, 4. Februar 2006

Design-Sünden der R1

Seit ein paar Monaten fotografiere ich mit einer Sony R1. Als erste derartige Kamera mit einem grossen Bildsensor hat sie in den einschlägigen Foren reichlich Diskussionsstoff geliefert. Das Objektiv ist 1A, und die Bildqualität und Low-Light-Fähigkeiten liegen über denen vergleichbarer Kameras.

Leider weist die R1 ein paar unschöne Usability-Sünden auf.

Nummer 1 ist der auf der Oberseite der Kamera liegende Monitor. Er muss erst einmal aufgeklappt werden, bevor er sinnvoll benutzt werden kann. Vor allem, wenn man viel Hochformat fotografiert, ist das lästig. Mit Handschuhen geht das zudem schlecht und man hat Angst, das Gelenk zu beschädigen. Zudem liegt der Monitor ausserhalb der optischen Achse des Objektivs und kann durch die Konstruktion des Gelenks auch in "schiefe" Positionen gebracht werden; meine Aufnahmen sind viel häufiger verkantet als früher.

Nummer 2 ist der fehlende permanente Schwarz-Weiss-Modus. Nach jedem Einschalten startet die Kamera in Farbe! Noch immer verstehen die Sony-Entwickler nicht, das Schwarz-Weiss mehr als ein "Bildeffekt" im Aufnahme-Menü ist. Jede andere vergleichbare Kamera, die ich kenne, merkt sich diese Einstellung!

Es gibt noch weitere Probleme mit der Bedienung, ich will sie gar nicht alle aufzählen. Sie mögen für Landschafts-, Studio- oder Wettbewerbsarbeit nicht ins Gewicht fallen, wer die R1 allerdings für Reportage, Street, Social Documentary etc. benutzen will, wird bald genervt sein.

Fazit: Nach immerhin fünf Sony-Digitalkameras (F707, F717, F828, W12, R1) bekomme ich zunehmend den Eindruck, dass man in der Marketing-Abteilung von Sony lieber auf den Greifreflex von Hightech-Junkies zielt, als Geräte zu schaffen, die mit durchdachter Bedienung den Prozess des Bildermachens aktiv unterstützen. Mein Tipp an die Sony-Ingenieure: schaut euch die Bedienkonzepte der Konkurrenz an, fündig werdet ihr fast überall. Bei der Minolta A200 ebenso wie bei der Panasonic FZ30 oder der Kodak 880. Noch besser, nehmt mal eine der "alten" SLRs in die Hand, z.B. eine Nikon F4 oder eine F100; von mir aus auch eine Leica M oder eine Hasselblad. Fotografiert ein Wochenende damit und dann denkt nach.

Macht das nicht irgendwie mehr Spass als mit eurem neuesten Baby?

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