Das folgende Bild zeigt Emma beim Spielen mit Qya.
Würde man ausschließlich
ästhetische Maßstäbe zu Grunde legen, wäre die Aufnahme problematisch. Weder technisch noch kompositorisch ist sie zufriedenstellend:
Aber Fotografien haben natürlich nicht nur
ästhetische Aspekte. So zielt z.B. Regel 1 aus
HASCOI AD BAA LIE ("Have a strong center of interest") auch auf die
inhaltliche Komponente einer Aufnahme. Sie fragt nicht nur nach dem WIE, sondern auch nach dem, WAS fotografiert wurde.
Und das ist in diesem Fall durchaus von Interesse.
Für die anwesenden Hundebesitzer hält das Bild einen entscheidenden Augenblick fest, den sie in Echtzeit nicht wahrnehmen konnten (
HCB lässt grüßen). Darüber hinaus geben Gestik und Mimik der Tiere einen Einblick in die "Befindlichkeiten" von Jäger und Gejagtem (in halbernster Situation).
Die unterschiedliche Kenntniss und Gewichtung von inhaltlichen und ästhetischen Kriterien ist einer der Gründe dafür, dass ein und dasselbe Foto von verschiedenen Betrachtern, zu wechselnden Zeitpunkten oder in einer anderen Situation oft völlig unterschiedlich bewertet wird.
Während sich Oma begeistert den verwackelten Schnappschuss des Enkels an die Wand hängt, hat dasselbe Bild in einem Fotowettbewerb normalerweise keine Chance. Oma sieht vorwiegend das WAS, den süßen Enkel, immerhin einen nahen Abkömmling der Familie. Für die bildästhetisch geschulten Juroren hat diese Beziehung dagegen keine Bedeutung. Sie interessieren sich für das WIE der Aufnahme, für seine Gestaltung oder die Lichtsetzung.
Beide Betrachter bewerten ein und dasselbe das Bild unterschiedlich.
Und beide haben gute Gründe dafür!
PS. Die Dinge würden natürlich anders liegen, wenn Oma eine ausgebildete Fotografin oder einer der Juroren selbst mit dem Kindchen verwandt wäre ;-)
Labels: composition