Mittwoch, 8. Februar 2006

Alsen Itzehoe



Der Name "Alsen" steht im Raum Itzehoe für die gut 20 Jahre alten Ruinen der Alsen'schen Zementfabriken. Am südlichen Standrand gelegen, unmittelbar bevor man über die Delftorbrücke die Stör überquert, sind sie weithin sichtbar und gelten als unrühmliches "Wahrzeichen" der Stadt Itzehoe. Von Konservativen und Spießern als Schandfleck angesehen, hat sich das Alsen-Areal zum Eldorado von Künstlern, Freidenkern und anderen Subkulturen gemausert.

Auf dem Gelände findet man Ateliers von Malern (z.B. Friedel Anderson oder Heinrich Kröger) und es ist Anziehungspunkt für Graffiti-Sprayer aus dem gesamten norddeutschen Raum. Hier finden Percussion-Sessions statt (Olaf Plotz), es werden Konzerte aufgeführt, Rettungshunde ausgebildet oder Videos (Scooter) und Filme gedreht (Der ewige Tag, Doppelter Einsatz). Fotografen nutzen den morbiden Charakter des Geländes, um Bilder zu machen, deren Trostlosigkeit an durch Bürgerkriege zerstörte Regionen auf dem Balkan oder im nahen Osten erinnert.



Allerdings scheint sich der "Ruhm" dem Ende entgegen zu neigen. Vor etwa zwei Jahren mussten wegen Asbestgefahr viele Dächer entfernt werden, vor einem Jahr wurde ein komplettes Gebäudeensemble abgerissen, um einem Einkaufsmarkt Platz zu machen (dessen Grundstein bis heute nicht gelegt ist). In allen Gebäuden wurden die Treppen entfernt, so dass man nicht mehr in die oberen Stockwerke gelangen kann. Der Künstler (und Lokalpolitiker) Setus Studt hat einen Verein "Planet Alsen" gegründet, dessen Ziel es ist, das Gelände zu erhalten und kulturell zu fördern.

Bild 1 zeigt den "Eingang" zu einem der drei Schlemmbottiche. Diese Bauwerke sind kreisrund, haben einen Durchmesser von ca. 20 und eine Höhe von etwa 6 Metern. Im Inneren findet man tolle Panorama-Graffities, und man hat ein fantastisches Echo. Ein Fingerschnipsen oder Klatschen, und man ist von einem Dutzend Antworten umzingelt. Wer nicht durch die Enge Röhre krabbeln mag oder unter Platzangst leidet: in einen der Bottiche wurde eine torgrosse Öffnung hineingesägt, durch die man in normaler Gangart ins Innere gelangen kann (und auch wieder heraus). Die Bilder 2 und 3 zeigen weitere Gebäudekomplexe. Sie haben den Teilabriss überstanden und sind auch heute noch auf dem Gelände zu finden.

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