Wer träumt nicht davon, einmal aus 4000 Metern Höhe aus dem Flugzeug zu springen, in 50 Sekunden freiem Fall auf fast 200 km/h zu beschleunigen und anschließend am Schirm hängend sicher und wohlbehalten wieder am Boden anzukommen? Für Normalsterbliche ist der Tandemsprung das Mittel der Wahl, einen Adrenalinkick dieser Art am eigenen Leib zu erfahren.
Gestern hatte ich die Gelegenheit, bei einigen Tandemsprüngen hautnah dabei zu sein, und die Ergebnisse will ich euch natürlich nicht vorenthalten. Die Protagonisten waren meine Arbeitskollegen Jörn und Kim mit ihrem ersten bzw. zweiten Tandemsprung; gesprungen wurde bei der
Albatros Skyworld in Hartenholm. Angezettelt hat die Aktion mein Fallschirm springender Kollege Tobi, der auch ein
nettes Weblog zum Thema betreibt.
Ich selbst habe keine Ahnung vom Springen und will auch gar nicht erst versuchen, diesbezüglich zu brillieren. Ich verstehe mich wie immer als Außenstehender, der euch die Geschehnisse durch das Auge der Reportagekamera näher bringt.
Los geht's!
Am Anfang steht die Registrierung vor Ort und das Entrichten der Gebühr von immerhin knapp 200 EURO:
Dann ist erst einmal Pause angesagt.
Gestern war ideales Sprungwetter, entsprechend lang war die Warteliste für die einzelnen Sprünge. Entscheidend ist die Arbeit des Sprungdienstleiters Christoph, der für die Planung und Einteilung der Flüge und Sprünge zuständig ist. Erst wenn er per Lautsprecheransage grünes Licht gibt, geht's los:
Tatsächlich ist aus dem geplanten 17:00-Uhr-Termin nichts geworden, sondern wir haben bis kurz nach sieben warten müssen, bevor es endlich losging. Na ja, bei schönem Wetter und Kaffee und Kuchen ließ sich das durchaus aushalten, aber für ungeduldige Naturen ist Fallschirm springen sicher nicht der richtige Sport. Nach der Freigabe unserer
Grand Caravan bekam zunächst jeder der Tandemspringer einen Overall, dann wurde noch schnell ein "Abschiedsfoto" gemacht:
Anschließend wurde das Geschirr zur Anbindung an den Tandemmaster angelegt und das Outfit durch eine neckische Lederkappe komplettiert:
Als die Ausrüstung komplett war, gab es noch ein paar Instruktionen vom Sprunglehrer und es wurden einige Übungen zur korrekten Haltung nach dem Ausstieg absolviert:
Nachdem Kim und Jörn während der langen Wartezeit außerhalb des eigentlichen Sprungbereichs noch relativ entspannt waren, stieg die Spannung nun augenscheinlich langsam aber sicher an. Nach ungefähr 15 Minuten waren alle Vorbereitungen abgeschlossen und der Gang zum Flieger konnte angetreten werden:
Dort verbanden sich die Tandemspringer mit ihren Mastern und alle stiegen über eine Alutreppe durch die große Seitenluke in den Flieger ein. Ein paar Minuten später waren wir auch schon auf der Startbahn und unser Pilot Michael zog die Maschine völlig routiniert und absolut ruhig in den Himmel:
Insgesamt etwa 15 Springer saßen nun wie die Ölsardinen im hinteren Teil des Flugzeugs und warteten darauf, dass die Sprunghöhe von 4000 Metern erreicht wurde:
Wir sind zunächst von Hartenholm Richtung Neumünster geflogen, immer entlang der A7. Schon nach ein paar hundert Höhenmetern konnte man den Einfelder See, Plöner See und sogar den Selenter See sehen, später auch die Kieler Bucht mit den Kränen der HDW (immerhin über 30 km entfernt). Über Neumünster waren wir gut 2 km hoch, zogen eine Schleife um die Stadt und flogen dann auf dem endgültigen Kurs zurück nach Hartenholm.
Nach ca. 15 Minuten war die Absprungstelle (per GPS) erreicht und die Sprungluke wurde vom Piloten geöffnet. Auch wer bisher noch ruhig war, spätestens jetzt, als der Fahrtwind in die Kabine schoss, war jeder der Springer entweder aufgeregt oder - bei nicht vorhandener Erfahrung - mehr oder weniger nervös. Für ernsthafte Panikattacken blieb allerdings keine Zeit, denn nun ging alles ganz schnell. Zuerst hangelten sich die Einzelspringer aus der Luke, dann robbten die Tandems nach hinten und machten sich auf den Weg nach unten:
Unmittelbar nachdem der letzte Springer draussen war, hat der Pilot die Maschine in eine krasse Linkskurve gelegt und dann im Sturzflug auf den Boden zugehalten. Die Höhe, die vorher in zweimal 15 km Entfernung mühsam gewonnen wurde, musste nun in möglichst kurzer Zeit wieder vernichtet werden. Unglaublich, welche Fliehkräfte dabei entstehen! Das vorher angeratene "halt dich gleich nach dem letzten Springer mal vorsichtshalber am Armaturenbrett fest" hat nicht wirklich funktioniert. Dafür ging alles viel zu schnell. Ich habe mich irgendwie notdürftig mit einer Hand an der Decke abgestützt und mit der anderen Hand die Kamera festgehalten. Na ja, alles ist gut gegangen.
Die Springer waren trotz Stuka-Taktik etwas früher am Boden als der Flieger, daher hier ein Bild von einem landenden Tandem aus einer der früheren Karavanen:
Während des Sprungs wurden von einigen mitspringenden Profis auch Fotos gemacht und ein Video gedreht, das man sich schon ein paar Minuten nach der Landung ansehen konnte:
So, nun wisst ihr, wie es geht. Die beiden Springer waren jedenfalls restlos begeistert (OT Jörn: "das Grinsen im Gesicht war noch Sonntag morgen vorhanden..."). Wenn ihr Lust auf einen eigenen Tandemsprung habt, geht auf die
Site der Albatrosse, dort könnt ihr alles Wichtige nachlesen - und euch bei Bedarf auch gleich online anmelden.
Nachtrag für die Techniker: auch diese Reportage habe ich mit der kleinen
Samsung EX1 geschossen, ebenso wie die über die
Windenergieanlage. Das liegt nicht nur daran, dass die Kleine so schön handlich ist, sondern dass sie mit ihrem 24-72er und der hohen Lichtstärke wunderbar für derartige Reportagen geeignet ist. Mit dem 7-14er an der E-P1 hätte ich mit max. Blende 4 fotografieren können, mithin also fast fünfmal weniger Licht auf dem Sensor gehabt. Das hätte dann Belichtungszeiten von 1/10 Sekunde oder ISO 1000 erfordert. Beides hätte vermutlich zu schlechterer Bildqualität geführt, als es mit der EX1 möglich war. Erstaunlich, nicht?
Noch schöner wäre es, wenn die EX1 etwas schneller wäre. Na ja, und eine besonders glückliche Figur gibt man mit so einer Zigarettenschachtel auch nicht gerade ab - Profis sehen anders aus ;-) Egal, das Ergebnis ist es, was zählt.
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