Mittwoch, 13. Juni 2007

Strand gut Seil

Am Strand von Graerup in Dänemark lag dieses Seil:


Wie fotografiert man es?

Ich habe mich an die vier Grundregeln aus HASCOI AD BAA LIE erinnert. Am wichtigsten sind hier die ersten beiden:
  • "Have A Strong Center Of Interest": Ein besonders interessantes Motiv ist es nicht. Also müssen wir uns ästhetischer (statt inhaltlicher) Mittel bedienen, um das Seil hervorzuheben. Also alles Unwesentliche raus, das Motiv in den Mittelpunkt, dazu ein zweites Motiv (die Spaziergänger) für etwas Ablenkung. Der Himmel vignettiert, deutet so eine Umrahmung an und fokussiert den Blick des Betrachters.

  • Auch "Add Depth" spielt eine wichtige Rolle: Durch die Nähe zum Seil (kurze Brennweite!) und den damit verbundenen Distanzunterschied zwischen vorderem und hinterem Ende des Seils kommt Plastizität ins Bild. Im Wechselspiel zum nahen Hauptmotiv vermitteln die kleinen Spaziergänger auf der Horizontlinie einen Eindruck von Ferne.
Was die übrigen beiden Regeln angeht, herrscht solide Hausmannskost. Auf der "schweren" Seite des Bildes befindet sich das dicke Ende des Seils und die Spaziergänger. Durch den Anstieg der Horizontlinie ist die Balance gewährleistet. Das Licht kommt von schräg hinten und hebt die Struktur des Seils ganz gut hervor.

Ihr fragt, ob ich mir das alles während der Aufnahme überlegt habe? Teils ja, teils nein. Vieles geht unbewusst vor sich, insbesondere wenn man wenig Zeit hat. Jeder weiss: das berühmte Bauchgefühl lässt sich trainieren. Häufiges Üben schärft die Intuition und führt oft auch ohne explizite und langwierige Entscheidungsprozesse zu vernünftigen Ergebnissen.

Aber Achtung: Für alle die ihre Kamera nur selten benutzen sei angemerkt, dass auch der Umkehrschluß gilt! Also, üben, üben, üben: Practice Mutha, Practice!

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